Viele Jahre haben wir miteinander geflirtet. Ein kurzes Lächeln, ein Zwinkern und dann kam wieder jemand anderes um die Ecke, der meine Aufmerksamkeit auf sich zog. 2017 haben wir uns endlich getroffen und unsere Romanze bekam eine Chance. Danke, Schicksal, denn die Romanze „Mexiko“ wurde durch eine Reise quer durchs Land zur großen Liebe.
Mexico City – Schau mir in die Augen, Kleines!
Lohnt sich nicht! Ein Moloch! Viel zu gefährlich. Was habe ich nicht alles über Mexico City gehört und doch haben wir uns in die Metropole mit über 20 Millionen Menschen gewagt. Und das war gut so. Bei kaum einer Stadt klaffen Image und Realität soweit auseinander wie hier. Die Mega-City überrascht an jeder Ecke und sogar die Luft. Bei 2.300 Metern über dem Meeresspiegel kann es richtig kalt werden. Das Thermometer sinkt nachts gerne mal auf 5 Grad und das ist keine Seltenheit. Die Stadt ist voller kleiner Parks, grüner Alleen, hipsterigen Cafés, einem unerschöpflichen Kulturprogramm, aber auch voller ausschließlich spanisch-sprechender Menschen. Die Verständigung war nicht leicht, dafür abenteuerlich. Ein wirklich lohnenswerter Ausflug ist in die Stadt „Teotichuacan“ – etwa 40 km außerhalb der City. Weil hier ist „the place where men become gods„. Ein Höhepunkt sind die Mond- und Sonnenpyramide in jeglicher Hinsicht, die Pyramide of the Sun ist die zweithöchste auf dem amerikanischen Kontinent.
Übernachtungs-Tipp: Barefoot Inn
Frühstücks-Tipp: Ojo de Agua
Oaxaca – Du bist meine kleine perfekte Welt!
Auf, auf in Richtung Süden. Vorbei an den schneebedeckten Vulkanen und höchsten Gipfeln des Landes machen wir uns auf in die kulturelle Hauptstadt: Oaxaca, difficult to spell, easy to love. Eine wirklich hübsche Kleinstadt, die alles kann: gutes Essen, Wandern im Umland, typisches mexikanisches Leben und bunte Straßenkunst. Wir werden mutiger, nachdem wir auch schon ausversehen Tacos mit geschredderten Kuhaugen gegessen haben, gibt es jetzt bei vollem Bewusstsein Mezcal mit frittierten Grashüpfern.
Übernachtungs-Tipp: Parador San Fernando
Bar-Tipp: Expendio Tradicion
Puerto Escondido – You put your arms around me and I’m home.
Lieber P.E., der Weg zu dir ist nicht leicht, aber für alles Gute auf der Welt müssen wir kämpfen. Wir bekämpfen also die Flugangst des Mannes und setzen uns mit unseren handgeschriebenen Bordkarten in eine 12-Sitzer-Maschine. Die Alternative wäre eine 8-stündige Busfahrt durch die Serpentinen gewesen, auch bekannt als „Vomit Express“. Es ist der ruhigste Flug, den wir jemals hatten. Und die beste Entscheidung. Wir kommen nach 30 Minuten im Surferparadies Puerto Escondido am Pazifik an. Ein halbes Jahr später reitet die Surfer-Elite hier die Welle „Mexican Tube“. Im Februar sind die Wellen harmlos und auch Anfänger können ins Wasser. Das dunkelblaue Nass ist hier das beherrschende Element und als „Ocean child“ fühle ich mich angekommen und zuhause. Wir surfen, tauchen, fahren raus zu den Delfinen und essen alles was das Meer hergibt, am liebsten jeden Tag Ceviche.
Restaurant-Tipp: Costenito Cevicheria
Restaurant-Tipp: Almoraduz Cocina Mexicana de Autor
San Cristobal de las Casas – Falls du das hier liest: Du fehlst mir!
Wir sind im Hochland von Mexiko. Ein vollkommen anderer Bundesstaat begrüßt uns: Chiapas. Die Landschaft, die Farben, die Menschen – alles ist neu für uns. Der Grenzstaat im Süden Mexikos gehört zu den ärmsten Regionen des Landes. Die Unterdrückung der zum größten Teil indigenen Bevölkerung zeigt sich bis heute. An einigen Stellen sieht man Widerstand. Wir erleben Straßenblockaden und Wegezölle. Aber immer friedlich und nie gefährlich. Die Landschaft ist kontrastreich: wilde Wälder, türkis-farbene Wasserfälle und hügelige Stadtbilder.
Ein Erlebnis, das man nie vergisst: Ein Trip nach San Juan Chamula, am besten sonntags, hier findet der Wochenmarkt statt und Einheimische aus der ganzen Umgebung kommen in das kleine Städtchen. Ein mystischer Ort ist die Kirche im Zentrum, in der Fotografieren strengstens verboten ist. Die Momente brennen sich jedoch ewig ein: eine dunkle Kirche, keine Bänke, kein Altar, Tannennadel bedecken den gesamten Fließenboden und an den wenigen freien Flecken kleben brennende Kerzen. Menschen kommen von nah und fern, um sich von einer Krankheit heilen oder einer Sünde befreien zu lassen. Sie lassen sich von Heilern mit Hühnerblut einreiben oder trinken angemischte Flüssigkeiten aus Cola-Flaschen. Crazy memories!
Sightseeing-Tipp: San Juan Chamula
Palenque – I should have kissed you longer.
Das war ein kurzes Vergnügen. Palenque in weniger als 48 Stunden ist wirklich eine Herausforderung. Aber ich bin froh, dass ich von deinen Lippen kosten durfte. Hier liegt eine der schönsten archäologischen Fundstätten in Mexiko. Umgeben von dichtem Dschungel finden sich die Ruinen einer ehemaligen Mayametropole, die seit 1987 zum UNESCO-Weltkulturerbe gehören. Hier sollte man sich unbedingt einen Guide nehmen, um zu verstehen welche Überlegungen unsere Vorfahren schon gemacht haben, als sie ihre Städte angelegt haben. Ein kurzer Exkurs in den Dschungel lohnt sich ebenfalls, denn bisher wurden erst circa 5 Prozent der Bauten freigelegt. Der Rest schlummert noch friedlich im verwachsenen Dschungel rundherum.
Holbox – Together is our favorite place to be!
Die Hippie-Insel Holbox zieht mich in ihren Bann. Es ist so leicht, wenn man so hübsch, so bunt, so relaxed und doch so cool ist. Jedes Haus wird geziert von Streetart der Meisterklasse. Unterwegs ist man hier nur mit seinem Beachcruiser-Bike oder einem Golf-Cart – entspannter geht es nicht. Wir chillen – endlich – , hypnotisieren das Meer und testen die Bars der Insel aus.
Der Mut macht uns übermütig und wir steigen nach vier Tagen in eine winzige Maschine: ein 3-Sitzer. Wir fliegen auf Sicht, wissen jetzt, dass es Turbulenzen waagrecht und gleichzeitig senkrecht gibt, wir überleben und landen mit dem kleinen Flieger auf dem International Airport of Cancun.
Übernachtungs-Tipp: Casa del Viento
Bar-Tipp: The Hot Corner
Tulum – Du. Ich. Läuft.
Tulum, du bereitest uns ein unvergessliches happy end. Du Hippster-Mekka, ein Stück Zivilisation, du Nabel der schönen Beach Clubs am karibischen Meer. In Tulum lässt es sich am Ende einer Reise noch gut Souveniers shoppen oder besser noch, das übrige Geld in gutes Essen investieren. Wir haben hier das beste Tunfisch-Tatar unseres Lebens gegessen und in 5-Sterne-Qualität am Rande des Dschungels gespeist. Wer schon genug Ruinen gesehen hat, sollte sich trotzdem einen Ruck geben. In Tulum sind sie einfach idyllisch gelegen: am türkisblauen Wasser.
Übernachtungs-Tipp: Corazon de Jade
Restaurant-Tipp: Sabor del Mar
Restaurant-Tipp: Kitchen Table
Sightseeing-Tipp: Sian Kaan National Park
Mexiko, my love, ich weiß nicht, ob wir uns wiedersehen, aber du warst in jedem Fall mein bester Seitensprung!
© Michaela Blum